Rainer Schmidt – Keine Hände, keine Langeweile
Mein Leben ist ein Kabarettprogramm
Mein Leben ist ein Kabarettprogramm. Ständig passieren mir Dinge, die Ihnen nicht passieren. Neulich beim Tanken rief mir der Kassierer hinterher: „Hey, und gute Besserung.“ Ich habe ihm dann freundlich erklärt, dass ich gerne wiederkomme, wenn sein Wunsch in Erfüllung gegangen sei. Ich hätte aber keine Ahnung, ob er mich mit langen Armen noch erkennen würde.
Sie sehen, ich habe mir angewöhnt, den Merkwürdigkeiten meines Lebens mit Humor zu begegnen. Ich bin nämlich kein Freund der Empörung. Als Kabarettist mache ich mich gerne über alles und jeden lustig (auch und vor allem über mich selbst). Den moralischen Zeigefinger erhebe ich aber nicht – wie sollte ich auch.
Däumchen drehen
… heißt mein erstes abendfüllendes Kabarettprogramm, mit dem ich seit März 2014 on Tour bin. Immer wieder kommen neue Geschichten hinzu und andere fliegen raus.
„Däumchen drehen“ ist eine Reise durch die Höhen und Tiefen eines Lebens mit Hindernissen. Oft zum Schreien komisch, manchmal anrührend traurig und immer wieder mal zärtlich und leise. „was glauben Sie, wie sanft mein Däumchen streicheln kann“.
Ich rede nicht über Politik, aber ich denke politisch: „Die Sonderschule heißt jetzt Förderschule. Besonders gefällt mir die Förderschule mit dem Förderschwerpunkt sehen. Da gehen blinde Kinder hin. Da kannst du fördern bis die bluten, die fangen nicht an zu gucken. Nennen Sie mir einen Sonderpädagogen, der das Förderziel erreicht: Ich komme und huldige ihm.“
"Däumchen drehen" ist Seelsorgekabarett. Eine Besucherin: „Der redet den ganzen Abend über sich und doch hatte ich das Gefühl, so etwas habe ich auch schon erlebt.“
Hier finden Sie Pressetexte,
Hier das Plakat und die Eintrittskarte
Keine Hand wäscht die andere
„Keine Hand wäscht die andere“ wird mein zweites abendfüllendes Programm heißen. Allerdings habe ich noch keine Ahnung, wann es fertig sein wird. Sie können den Prozess beschleunigen, indem Sie mir originell begegnen, ich mache daraus sofort eine Nummer.
Ein Beispiel:
Ich befinde mich in einer Warteschlange auf dem Kirchentag Dortmund. Ein junger Mann vor mir, halblange Haare, barfuß, eine leicht zerschlissene Hose tragend, die exzellent zur ausgefranzten Weste passt und dem durchlöcherten Strohhut. Ich denke: „Hach, Jesus nimmt am Kirchentag teil“. Da dreht er sich um und entdeckte mich. Stutzt, zögert, und spricht mich an: „Wie is' datt dann passiert?“ Ich denke: „Oh, Jesus wohnt im Ruhrpott.“ Antworte aber ganz ehrlich: „Ich bin so geboren worden.“ Er nachdenklich: „Tut datt weh?“ An dieser Stelle regt sich mein Kabarettisten-Gen und ich bin versucht zu sagen: „Nicht, wenn du nicht mit ´ner Gabel reinstichst.“ Ich bewahre aber Kontenance und antworte: „Nein, überhaupt nicht.“ Er grübelt. Ich denke: „Na, was fragt er als nächstes?" Und dann wird sein Gesicht mildtätig und sanft: „Soll ich für Dich beten, dass Du geheilt wirst?“
Ab jetzt arbeitet mein Hirn auf Hochtouren und sucht nach einer angemessenen Antwort: 1. Möglichkeit: „Lieber nicht. Wenn‘s klappt, weiß ich nicht mehr, ob ich mich morgens anziehen kann. Habe ja keine Ahnung, wie ich Hände bedienen soll. Womöglich muss ich dann den ganzen Tag nackt auf dem Bett sitzen. 2. Möglichkeit: Auf keinen Fall! Ich lebe vom Kabarettprogramm „Däumchen drehen“. Mit Händen wäre ich sofort arbeitslos. Ich entscheide mich dann aber für: „Ja, gerne, wie lange dauert es denn ungefähr bis deine Gebete erhört werden? Ich würde mir nämlich gerne vorher ein paar langärmelige Hemden kaufen.“
Impro-Comedy
Seit einigen Jahren spiele ich unter der Leitung von Eva-Maria Esch (les-bon(n)mots) mit einigen Freund*innen und nur so für uns Improtheater in Bonn. Alltagssituationen, Themen, Besonderheiten verwandeln wir live und in kürzester Zeit in Komisches.
Inzwischen nutze ich die dadurch gewonnen Übung gerne, um Veranstaltungen durch humorvolle Zwischengedanken zu begleiten. Es gilt: Je trockener das Thema, desto nötiger ein Pausenclown. Und natürlich spielt das Publikum immer eine sehr aktive Rolle dabei.
Also laden Sie mich doch als Spontankabarettisten und Humorkommentatoren zu Ihrer Veranstaltung ein.
Anfänge
„Wann ist ein Mann ein Mann?“ fragt Herbert Grönemeyer. Die Antwort fällt mir leicht. Ich wurde mit 16 Jahren zum Mann. Nein, nicht das, was Sie jetzt denken. Damals wurde ich zum letzten Mal von einer Metzgereifachverkäuferin gefragt, ob ich eine Scheibe Biene-Maya-Wurst haben möchte.
Viel schwieriger ist die Antwort auf die Frage: „Wann ist ein Mann ein Kabarettist?“ Und wer bestimmt das eigentlich? Die Metzgereifachverkäuferin? Bei mir war es tatsächlich das Publikum. Immer wieder habe ich versucht, ernste Vorträge zu halten. Das ging häufig schief. Nach einem Vortrag in Schwerte kamen zwei Männer getrennt voneinander zu mir und bedankten sich für den netten Kabarettabend. Ich wollte die schon anschnauzen: „Ey, das war ein Fachvortrag!", nahm es dann aber als Eingebung. Zwei Jahre später habe ich im März 2014 die Premiere von „Däumchen drehen“ gespielt.